











Donya
„Ich habe Angst vor dem Tod. Der Gedanke daran und die vielen Fragen, die damit einhergehen haben mir schon immer Angst bereitet. Es gibt keine zufriedenstellenden Antworten und das Thema an sich hat in unserer Gesellschaft keinen großen Stellenwert. Als ich die Grabrede meines Vaters hielt und zum ersten Mal dem Tod so nahe stand, mit der Realität konfrontiert war und mich verabschieden musste, merkte ich, dass es das Loslassen und Akzeptieren waren, die mich beruhigten.
Nicht alles ist möglich und nicht alles können wir wissen. Menschen sterben, Herzen werden gebrochen und Fragen bleiben unbeantwortet. Zu akzeptieren, dass Dinge ungewiss sein und wir Manches nicht steuern können, macht frei und Freiheit macht stark. Mut ist, damit leben zu lernen, dass manche Dinge sind, wie sie sind und sich von Ungewissheiten nicht aufhalten zu lassen.“

Susi
„Für mein fünftes Bachelorsemester zog es mich ins Auslandsemester nach Ljubljana, die Hauptstadt von Slowenien. Ich freute mich auf diese aufregende Zeit und machte mir keine Sorgen neue Freunde für die Zeit zu finden. Aber dann lief es doch ein bisschen anders als erwartet. Zum ersten Mal war ich für mehrere Monate allein in einem Land, in dem nicht meine Muttersprache gesprochen wurde und ich konnte mich sprachlich nicht so ausdrücken, wie ich es gewohnt war. Die Leute, die ich kennenlernte, waren nett, aber die Freundschaften schienen auch ein bisschen zweckmäßig zu sein. Auch deshalb habe ich mich immer wieder unwohl und einsam gefühlt und mich selbst kaum wiedererkannt. Ich hatte abends oft keine Lust rauszugehen, war froh zuhause zu sein, wo ich mich mit Serien und Filmen ablenken konnte. Immer wieder sagte ich mir: Durchhalten, bis Weihnachten und dann sind es nur noch ein paar Wochen. Nach etwa zwei Monaten in Ljubljana, beschlossen ein Kumpel und ich uns für einen Wochenendtrip nach Belgrad einer kleinen Gruppe anzuschließen. Die Gruppe bestand aus Erasmusstudenten aus verschiedenen Fachbereichen der Universität in Ljubljana und so lernte ich neue Leute kennen, mit denen ich mich auf Anhieb gut verstand. Auch nach dem Wochenende haben wir uns fast täglich verabredet.
Im Rückblick ist mir bewusst, dass mir das Auslandssemester mehr Mut abverlangt hat als ich es mir zuvor vorgestellt hatte. Es gab immer wieder Momente, in denen ich es am liebsten einfach abgebrochen hätte. Aber ich bin froh, dass ich es durchgehalten habe und dankbar für diese Erfahrungen.“

Natalie
„Als Kind und Jugendliche belastete mich meine große Schüchternheit. Referate oder Melden – zwei von vielen alltäglichen Herausforderungen. Mit 16 merkte ich, dass ich in Vielem schon mehr Selbstbewusstsein gewonnen hatte, aber gleichzeitig, dass mir die Rolle der Schüchternen auch zugeschrieben wurde und ich diese nicht „verlassen“ konnte. So kam mir der Gedanke, die Schule zum nächsten Halbjahr zu wechseln und vereinbarte einen Termin mit dem Konrektor einer anderen Schule.
Ich erinnere mich noch gut an seine Abschlussworte nach dem Gespräch: „Ich würde dich sehr gerne an meiner Schule begrüßen. Meine Bedingung: Du wechselst gleich nach dem Wochenende!“.
So hatte ich mir das damals nicht vorgestellt. Schlaflose Nächte folgten – mit vielen Gedanken: Ich kenne doch niemanden an der neuen Schule. Eigentlich fühle ich mich doch wohl an meiner jetzigen. Ist ein Wechsel eine wirklich gute Idee?
Rückblickend halte ich den damaligen schnellen Wechsel für eine sehr gute und vor allem wichtige Entscheidung. Dieser gab mir die Möglichkeit, neue Seiten an mir zu entdecken und diese auch auszuleben.“

Raphaela
„Wenn ich das Gefühl Mut beschreiben muss, denke ich an ein Erlebnis aus meiner Kindheit, das so wahrscheinlich die meisten kennen: Im Schwimmbad einmal vom 10er springen. Ein Teil meiner Klassenkameraden stürmten zum Turm, darunter auch ich, warum weiß ich gar nicht mehr so genau, denn ich bin und war auch damals schon nicht ganz schwindelfrei. Ich bin schließlich an der Reihe und als ich am Rande des Sprungberetts stehe, spüre ich es: die blanke Angst. Ich spüre wie sie langsam meinen Körper hochwandert: Zuerst die wackeligen Knie und dann dieses flaue Gefühl im Magen. In genau dem Augenblick, in dem ich spüre, dass die Angst seinen absoluten Höhepunkt erreicht, springe ich urplötzlich. Ich kann mich noch sehr genau an diese Millisekunde erinnern, in der es mir in die Gedanken schoss: Wenn du nicht genau jetzt, wo es am schlimmsten ist, springst, wirst du es nie tun. Und mein Körper fügte sich, als hätte mich jemand geschubst, bloß war dieser jemand ich selbst.
Natürlich ist Mut viel größer und komplexer als ein Sprung vom 10er, doch noch heute ist es dieses bestimmte Gefühl, das für mich Mut am Besten beschreibt: Dieser kurze Moment, in dem man manchmal Angst in Stärke verwandeln kann.“

Sanni
„Wo ich richtig MUT hatte war, als ich das erste mal meinen Job angefangen habe. Zum ersten Mal da hingegangen bin und mich getraut habe, mit Ihnen zu reden.“

Philipp
„Wenn wir das Wort „Mut“ hören, denken wir sofort daran, wie stark, groß und gut wir uns fühlen – weil wir etwas Tolles, Bewundernswertes getan haben. Die mutigste Tat meiner letzten Wochen hat einen ganz anderen Geschmack: Ich habe mich von meiner Freundin getrennt. Obwohl ich sie liebe, wertschätze und wir eine schöne Zeit hatten, habe ich gespürt, dass sie nicht die Richtige für mich ist. Und ich nicht der Richtige für sie. Ihr ins Gesicht zu sagen, dass ich nicht mit ihr zusammen sein möchte, sie derart zu verletzen und dabei einen wichtigen Menschen in meinem Leben zu verlieren… das hat mir so viel Angst gemacht und mich so viel Kraft gekostet, wie kaum etwas zuvor. Es war mutig, weil ich gespürt habe, dass es das Richtige ist. Trotzdem fühle ich mich seitdem erschöpft, schwach und schwer. Ich glaube, dass sich irgendwann eine Zufriedenheit einstellen wird. Mut kann also auch bedeuten, etwas kaputt zu machen und sich verachten zu lassen von einem geliebten Menschen.“

Kaan
„Ich war bei der Arbeit mutig. Ich habe ein Zelt aufgebaut mit meinen Arbeitskollegen. Aber das Problem war, dass ich große Angst vor der Höhe habe. Ich hab auch gesagt, dass ich Angst habe, aber ich habe es einfach durchgezogen.“

Nils
„Ich denke nicht, dass ich sonderlich mutig bin. Wenn eine Herausforderung oder Entscheidung zu groß scheint, verinnerliche ich die Vorzüge und Begebenheiten einer Entscheidung, bis ich mich damit arrangiert habe und gefasst bin – so als hätte ich die Entscheidung längst getroffen. Die eigentliche Umsetzung ist dann nur wie eine logische Konsequenz, von der ich weiß, wie sie sich auf mich auswirkt.“

Raphaela
„Ich bin Raphaela Hoppe und ich hatte Angst davor vor einer Menge Menschen etwas zu präsentieren. Bis ich es ein Mal gemacht habe.“

Umut
„Mut ist für mich die Bereitschaft, angesichts zu erwartender Nachteile etwas zu tun, was man für richtig hält. Jeder Mensch kennt solche Situationen und hat in seinem/ihrem Leben bereits MUT bewiesen. Ich erinnere mich an eine Situation während des Studiums, wo ich in einer Vorlesung mit über 200 Studierenden allen Mut zusammengenommen habe, um mich in einer Debatte ums Kopftuchverbot an Universitäten anders positioniert habe als der Dozent und anscheinend alle anderen Anwesenden. Plötzlich stand ich im Fokus und musste meinen Standpunkt verteidigen. Der Dozent hat meine Haltung pro Kopftuch nicht nur öffentlich kritisiert, sondern auch meine Eignung als Student in Frage gestellt. Zum Glück war hat das Ganze während eines Auslandssemesters stattgefunden und hatte somit keine ernsthaften Konsequenzen für mich. Aber diese Erfahrung hat mir deutlich gemacht, wie schwierig es ist öffentlich mutig zu handeln.“

Gurjeet
„Als ich nach Deutschland kam, hatte ich große Angst. Neue Leute und neues Land. Ich hatte Angst mit jemandem zu reden. Aber langsam langsam ist alles gut geworden und meine Angst war bisschen weg. Dann bin ich zum ersten mal in meinem Leben zur Schule gegangen. Und da habe ich neue Freunde gefunden. In der Schule habe ich zwei sprachen gelernt Deutsch und Englisch. Und bin durch die Erfahrung stärker geworden.“

Furkaan
„Ich musste im Leben sehr oft mutig sein. Zum Beispiel, als ich mein erstes Vorstellungsgespräch beim Bauhaus hatte. Ich hatte Angst davor im Gespräch Fehler zu machen oder keinen guten Eindruck von mir zu hinterlassen. Im Gespräch ist dann alles gut verlaufen, weil ich mich für dieses Gespräch sehr gut vorbereitet habe. Jetzt finde ich es nicht mehr so schwer bei Vorstellungsgesprächen von mir zu überzeugen.“

Salwan
„Mein Mutige Geschichte ist die Flucht aus meiner Heimat Syrien nach Deutschland. Die Reise beginnt am 12.2012 bis 18.09.2014. Als ich von Syrien los gefahren bin, da kannte ich keinen außer meine Familie. Es war sehr schwer.
Um Mut zu haben müssen wir an uns selber glauben und das habe ich gemacht.
Als ich in Deutschland angekommen bin und niemanden kannte war es noch schwer aber ich hab weiterhin gekämpft und an mich geglaubt.“

Malte
„Ich musste mutig sein als ich meine erste Bewerbung persönlich abgeben wollte. Ich war immer vor der Tür und bin immer zurück gegangen und irgendwann bin ich einfach rein gegangen und habe die Bewerbung abgegeben und es hat sich so richtig angefühlt und ich hab mich so gefreut.“

Freda
„Auf dem Foto sehe ich zaghaft und unentschlossen aus, ich strahle Schüchternheit aus. Häufig fühle ich mich genauso, wenn ich auf fremde Menschen treffe. Obwohl ich in meinem Beruf oft Begegnungen mit Fremden habe, muss ich in diesen Situationen immer wieder meinen Mut zusammennehmen. Es kostet mich oft Überwindung, auf Mensch zuzugehen.
Das erinnert mich an eine Zeit, in der das Fremde eine besonders große Herausforderung für mich darstellte: Mit 16 Jahren habe ich die Schule gewechselt und bin auf ein Internat gegangen. Plötzlich waren da viele unbekannte Gesichter und eine neue Umgebung, weit weg von meinem Elternhaus. Lange habe ich mich ängstlich, klein und allein gefühlt. Es hat Wochen gedauert, bis ich die negativen Gefühle überwinden und mich wohl an diesem neuen Ort fühlen konnte. Geholfen haben mir dabei vor allem das Lächeln und die freundlichen Blicke von Mitschülern; Lehrer, die mich mit meinem Namen ansprachen. Zimmernachbarinnen, die mir Fragen stellten. Und Zeit, um mich an neue Gerüche, anderes Licht und fremde Luft zu gewöhnen.“

Anton
„Ich musste mal eine anspruchsvolle Präsentation für die Uni vorbereiten: das Fach war stark mathematisch, was mir nicht besonders liegt und mir stand das ganze Thema bevor. Es hat Mut gebraucht mit Zuversicht an die Sache zu gehen. Der große Vorteil war, die Präsentation sollte zu zweit gehalten werden. Ein sehr hilfsbereiter Kommilitone war mit mir im Team. Wir haben gemeinsam viel geübt und haben versucht alle Fragen durchzugehen und einzustudieren. Ich war aufgeregt vor der Präsentation, aber durch die gute Vorbereitung und Unterstützung meines Kommilitonen, die ich angenommen habe, ist es überraschend gut gelaufen. Ich war vom Ergebnis positiv überrascht und dadurch, dass ich mit ein wenig Mut an die Sache herangegangen bin, ist es gut gelaufen.“